Schwangerschaftsvergiftung ist ein veralteter Begriff für sogenannte „Gestosen“. Dabei handelt es sich um eine Reihe von Symptomen und Krankheiten, die im ersten (Frühgestosen) und letzten Drittel der Schwangerschaft auftauchen. Nicht immer können die Ursachen zweifelsfrei abgeklärt werden. Es gibt aber Risikofaktoren, die das Auftauchen einer Gestose in bestimmten Schwangerschaftsstadien begünstigen.
Ursachen und Risikofaktoren
Während der Schwangerschaft ist der Körper von einer ganzen Reihe von Änderungen betroffen. Es wird vermutet, dass die Gestose eine Anpassungsstörung ist, die vor allem während der kritischen Phasen auftritt. Dies würde auch erklären, warum Gestosen während der Ruhephasen im zweiten Schwangerschaftsdrittel praktisch nicht vorkommen. Trotz aktiver Forschung sind die Ursachen jedoch nicht vollständig geklärt. Verschiedene Risikofaktoren können die Erkrankung begünstigen. Sollten Sie eine oder mehrere der folgenden Fragen mit „Ja“ beantworten können, wird die Entwicklung einer Gestose deutlich wahrscheinlicher:
- Haben Sie in einer früheren Schwangerschaft bereits eine Gestose entwickelt?
- Sind Sie übergewichtig oder leiden Sie an Diabetes mellitus (Typ 2)?
- Gab es Vorkommen von Gestosen bei nahen Verwandten?
- Sind Sie jünger als 18 oder älter als 40 Jahre?
- Verfügen Sie über eine Autoimmunerkrankung, eine Blutgerinnungsstörung oder eine verminderte Nierenfunktion?
Ein Magnesiummangel, immunologische Störungen und Durchblutungsstörungen des Uterus sowie der Plazenta werden ebenfalls als sekundäre Risikofaktoren angesehen, die eine Gestose begünstigen.
Unterscheidung von Gestose, Eklampsie und HELLP-Syndrom
Die Gestose ist gleichzeitig ein zusammenfassender Begriff für schwangerschaftsbedingte Erkrankungen, wird als „Frühgestose“ aber auch als eigene Krankheit behandelt. Die im letzten Drittel vorkommenden Gestosen werden je nach Art und Schwere als Spätgestose, Eklampsie oder HELLP-Syndrom bezeichnet. Symptome und Verlauf können hier stark variieren.
Die essenzielle Gestose ist abzugrenzen von der Pfropfgestose. Hier besteht eine eindeutige Kausalität zwischen bestehenden und neu hinzugekommenen oder verstärkten Symptomen.
Mögliche Symptome
Im ersten Schwangerschaftsdrittel gehören vor allem Übelkeit und Erbrechen (häufig am Morgen), Kopfschmerzen und Bauchschmerzen sowie Sehstörungen und Krämpfe zu den häufigsten Symptomen einer Frühgestose. Möglich sind darüber hinaus Bluthochdruck, Ödeme und Eiweiß im Urin. Typisch ist die in Schüben aufkommende Verschlechterung, die sich mit teilweise vollständigen Ruhephasen abwechselt.
Das Auftreten von Spätgestosen ist sehr wahrscheinlich, wenn Sie in der frühen Schwangerschaft bereits unter den beschriebenen Symptomen litten. Im Normalfall werden diese in ähnlicher Art und Ausprägung im letzten Schwangerschaftsdrittel zurückkehren. Spätgestosen verursachen nur in wenigen Fällen Komplikationen, die eine erfolgreiche Geburt gefährden.
Eine Eklampsie ist wesentlich seltener, dafür sind Verlauf und Symptome deutlich schwerer. Krampfanfälle mit Bewusstseinsverlusten können zusammen mit Leber- und Nierenversagen nicht nur das Leben der Mutter, sondern auch des Kindes bedrohen. Zwischen 30 % und 50 % der Föten überleben aufgrund der vorkommenden Gefäßspasmen, Fibrinthromben und Leberzellnekrosen die Eklampsie nicht. Die Vorstufe der Eklampsie nennt man Präeklampsie.
Das HELLP-Syndrom ist eine weitere mögliche Form der Erkrankung. Auch hier ist das Auftreten wahrscheinlicher, wenn Sie bereits an einer Frühgestose litten. Trotzdem kommen Fälle mit HELLP-Syndrom nur bei etwa 1 von 300 Schwangerschaften vor. Und auch nur dann, wenn sich vorher ein schwerer Verlauf einer Präeklmapsie zeigte. Der Name ist eine Abkürzung für die englischen Begriffe „Haemolysis“, „Elevated Liver enzyme levels“ und „Low Platelet count“. Dies steht für die primär auftauchenden Symptome: Die hämolytische Anämie, stark erhöhte Leberenzymwerte (GOT, GLDH, LDH, AP) und eine verringerte Anzahl von Blutplättchen. Die Defizite äußern sich in einer verringerten Wachstumsrate. 10 % bis 40 % der Kinder sterben noch vor dem 7. Lebenstag.
Vorbeugung und Behandlung
Da es keine pauschalisierten Ursachen gibt, ist eine Früherkennung der Gestosen besonders wichtig. Nehmen Sie die regelmäßigen Termine bei Ihrem Frauenarzt war und befolgen Sie die Anweisungen Ihres Arztes. Im Regelfall wird versucht, so gut wie möglich auf Medikamente zu verzichten und leichte Formen der Gestosen durch Ruhe und entsprechende Diäten in den Griff zu bekommen. Ist dies nicht möglich, kann eine stationäre Behandlung verordnet werden. Hier sind die Möglichkeiten entsprechend größer. Als einziges wirksames Mittel zur Vorbeugung hat sich die Acetylsalicylsäure bewährt. Das Medikament wird jedoch nur bei Frauen verordnet, die bereits eine Präeklampsie durchgemacht haben.