Sachtexte sind unter anderem Gebrauchsanweisungen und Ratgeber, Werbebotschaften und politische Reden, Zeitungsartikel oder Gesetze und Verwaltungsvorschriften. Bei ihrer Untersuchung geht es nicht um die Interpretation wie bei literarischen Werken vom Roman über das Gedicht bis zum Theaterstück. Die Sachtextanalyse untersucht den Einsatz der verwendeten rhetorischen Mittel – und inwieweit sie die angestrebte Wirkung erzielen.
Formalisieren und gliedern
Am Beginn einer Sachtextanalyse steht die Einleitung. Darin nennen Sie Autor, Textart, Anlass, Thema, Erscheinungsdatum, Zielgruppe und zentrale Aussagen. Im Hauptteil geht es anschließend um die Auseinandersetzung mit dem Text. Das beginnt mit dem inhaltlichen Aufbau und den eingesetzten Argumenten. Als nächsten Unterpunkt gehen Sie dann auf die sprachlichen Mittel ein. Das sind der Satzbau und die bevorzugt verwendeten Wortarten. Dabei achten Sie darauf, ob es Auffälligkeiten oder Häufungen bestimmter Stilmittel gibt. Ganz wichtig ist die Sprachebene: Da reicht die Bandbreite vom volkstümlichen Dialekt über die politische Hochsprache der gesellschaftlichen Oberschicht bis zum Fachjargon der Wissenschaft. Am Schluss steht Ihre persönliche Wertung: Sie sind entweder einverstanden mit den Aussagen des Autors und seinen Argumenten. Oder Sie decken Schwächen bei der Sachtextanalyse auf und finden möglicherweise ganz andere Sachverhalte zum angesprochenen Thema. Dann kommen Sie in Ihrem Fazit zu völlig anderen Schlüssen und widersprechen dem Verfasser. Weitere Aspekte der Schlussbetrachtung sind Aktualität und Nützlichkeit des Beitrages.
Markieren und Kategorisieren
Markieren von Textpassagen ist tatsächlich wörtlich gemeint. Am besten verwenden Sie verschiedenfarbige Stifte und konzentrieren sich beim mehrmaligen Lesen immer auf nur einen Aspekt. Beim ersten Mal gilt Ihr Interesse der Wortwahl: Sie markieren zum Beispiel Verben in Blau, Adjektive in Rot und Nomen in Grün. Verwendet der Verfasser auffällig viele Verben, erzielt er den Eindruck von Dynamik und Beweglichkeit. Adjektive dienen eher dazu, die Vorzüge von Waren und Dienstleistungen darzustellen. Eine substantivierte Sprache findet sich häufig in Politik und Verwaltung. Die gelbe Farbe benutzen Sie beim zweiten Lesedurchgang für die Argumentationsmuster. So merken Sie, ob die Gedankenführung schlüssig aufgebaut ist – oder Brüche aufweist. Die dritte Lesung dient der Satzbau-Betrachtung. Sie markieren zum Beispiel mit Pink, ob der Verfasser Hauptsätze stakkatohaft aneinanderreiht – oder vielschichtige Nebensatzkonstruktionen mit Tiefgang und überraschenden Wendungen benutzt. Wobei Letzteres eher ein Merkmal literarischer Schöpfungen ist. Der Sachtext versucht in der Regel, den Leser so einfach wie möglich durch die Informationen zu führen.
Erkennen und bewerten
Die Analyse formaler Merkmale hilft Ihnen bei der Antwort auf die Frage: Erfüllt der Sachtext den angestrebten Zweck? Bei einer Gebrauchsanweisung steht am Ende die Fähigkeit, das Gerät zu bedienen. Bei einer gelungenen politischen Rede misst sich das Ergebnis an der Zustimmung für die Sache sowie den Politiker und die Partei, die sie vortragen. Besonders gut lässt sich der Erfolg von einem Sachtext an der Werbung klarmachen. Zwar spielen im Internetzeitalter viele vor einer Generation noch unbekannte Faktoren eine Rolle, doch das AIDA-Prinzip gilt in dieser Branche unverändert. Die Abkürzung steht für Attention (Aufmerksamkeit hervorrufen), Interest (Interesse beim potenziellen Kunden wecken), Desire (Kaufwunsch erzeugen) und Action (den Kauf vollziehen). Stellen Sie bei der Sachtextanalyse einer Werbeanzeige fest, dass dieses AIDA-Prinzip fehlt, ist die Anzeige schlecht. Dabei rücken neben dem Text auch die gesamte Gestaltung, Bilder, Graphiken, Zahlen und Zeichen in den Blickpunkt.
Einordnen und hinterfragen
Sachtexte erscheinen in der Regel zu einem konkreten Anlass. Das ist die Markeinführung eines neuen Produkts oder die demokratische Wahl, bei der im Vorfeld Politiker und Parteien um Ihre Zustimmung werben. Finden Sie in Ihrer Sachtextanalyse heraus, ob die Gedanken einen Bezug zu Leben und Gesellschaft im Hier und Jetzt haben. Befriedigt das neue Produkt tatsächlich aktuelle Bedürfnisse? Handelt es sich um einen bereichernden Diskussionsbeitrag zu laufenden Debatten, der zur Lösung beiträgt? Auch solche Überlegungen fließen in Ihre persönliche Schlussbetrachtung mit ein.